Magic Disk 64

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                HALLO                   
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Aus unserer Leserpost wissen wir, daß bei vielen der Wunsch besteht, besser oder überhaupt programmieren zu können.
Ihre fehlenden Fähigkeiten auf diesem Gebiet führen vor allem viele ältere Leser auf ihre mangelnde Lernfähigkeit zurück. Das ist jedoch nicht der einzige Grund.
Als Vorbild gelten benutzerfreundliche Utilities oder atemberaubende Demos, aber auch der Einfaltsreichtum der Programmierer wird oft als etwas Unerreichbares empfunden. Was die meisten vergessen, während sie sich selbst als lernfaul und fantasielos unterbewerten, ist die Tatsache, daß man den Umgang mit dem Computer nicht auf die selbe Weise lernen kann, wie den Umgang mit einer Stereoanlage oder mit einem Auto.
Der erklärte Hobby-Computerbesitzer setzt sich mal einen Sonntag lang an sein Gerät und tippt hier und da etwas von Zeitschriften ab ( außer er hat unsere) . Dann liest er auch fachkundig die Beschreibung zum Programm und erfährt so über dessen Funktionsweise.
" Mann, da wär' ich nie draufgekommen. . ." geht es ihm dann durch den Kopf. Wieder ist ein Vorbild entstanden, vor dem man sich verneigt. Doch halt! Wieso sind manche gute Programmierer und andere nicht? Der ganz wesentliche Unterschied liegt, glaube ich, in der Art des Erlernens. Der oben beschriebene Sonntag ist in keiner Weise dazu geeignet, seinen Computer besser kennenzulernen.
Man kann sich nicht vornehmen, jetzt etwas zu lernen und morgen nicht, sondern erst wieder in einer Woche.
Merkfähigkeit und Begeisterung folgen nicht den von den Menschen erfundenen Wochentagen, sie kommen und gehen nach einem eigenen Rythmus. Junge Menschen haben öfter Gelegenheit, diesem Rythmus nachzugeben. Daher auch ihre Möglichkeit, die Materie intensiver kennenzulernen.
Ein gutes Beispiel ist die typische Computernacht: Ein stiller, halbdunkler Raum, zwei Flaschen Cola, ein Berg Chips und vielleicht ein voller Aschenbecher, je nach Bedarf ( bei größeren Projekten würde ich vom Rauchen abraten, denn Rauchen verkürzt das Leben und damit auch die Freizeit), die Luft zum Schneiden dick. Ein hohläugiger, blasser Junge sitzt vor dem Computer und denkt nach - Stunde um Stunde. Am nächsten Tag wird er seine neuesten Ideen und Programme mit Freunden besprechen und verbessern, wahrscheinlich wieder in der Nacht. So geht es Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr um Jahr.
Kein Wunder, daß die fertigen Produkte eine andere Qualität aufweisen als die ersten Versuche der Sonntags-Hobbisten.
Software heißt Nachtschicht ohne Überstundengeld, der Lohn ist die Zufriedenheit, es einmal mehr geschafft zu haben, wenn der Programmierer morgens um fünf erledigt in die Kissen sinkt.

A.Wiederhold                            
Redaktionsleitung                       

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