Magic Disk 64

home to index to html: MD8808-HARDWARE-SCANNER_IM_EIGENBAU-2.1.html
               Hardware                 
‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾
Ein Drucker ist nach der Floppy wohl das
am meisten gewünschte  Zubehör  für  den
C64. Und tatsächlich besitzen  die  mei-
sten C64-Fans auch ein solches Gerät.   
Grund genug für einige Firmen, auch ent-
sprechendes  Druckerzubehör  anzubieten.
Das kann  ein  einfacher  Druckerständer
mit Papierablage sein,  ein  RAM-Puffer,
in den die  Daten  vom  Computer  blitz-
schnell übertragen sind  und  man  somit
nicht auf den langsamen  Drucker  warten
muß, bis man seine  Programmiertätigkeit
fortsetzen kann oder  auch  Schnittstel-
len, damit auch der noch so  exotischste
Drucker mit den C64 zusammenarbeitet.   
Aber noch  andere  Möglichkeiten  bietet
ein Drucker.  Statt  mit  ihm  Daten  zu
Papier zu bringen kann man nämlich  auch
Daten vom Papier in den  Computer  über-
tragen. Die "Daten" sind  dabei  in  den
meisten Fällen Fotos, Bilder oder Zeich-
nungen.                                 
Ja, Sie haben richtig geraten.  Es  geht
um  sogenannte  Scanner.   Ein   kleines
Zusatzgerät, das auf den Druckkopf  auf-
gesteckt oder gegen diesen  ausgetauscht
wird ist fast schon das ganze  Geheimnis
des "Scannens". Dieses Gerät "liest" mit
einem lichtempfindlichen  elektronischen
Bauelement (Fototransistor oder  Fotowi-
derstand) die  unterschiedliche  Hellig-
keitsverteilung  eines  Bildes.  Zeilen-
weise  wird  das  Bild  abgetastet.  Die
unterschiedlichen Widerstandswerte,  die
am Ausgang des  lichtempfindlichen  Bau-
teils anliegen, werden in digitale Werte
(Zahlen  von  0  bis  255)  umgewandelt,
damit sie  der  C64  "versteht".  Dieser
zeichnet dann auf den Bildschirm  wieder
unterschiedliche Grauwerte.             
Ein Fototransistor, eine Glühlampe,  ein
Stück Lichtleitfaser, etwas Draht,  Kle-
ber, viel Zeit und  eine  Portion  bast-
lerisches Geschick ist  alles,  was  man
zur Herstellung eines "Do it  yourself"-
Scanners benötigt.  Den  Analog-Digital-
wandler,   der   die   unterschiedlichen
Widerstandswerte in  für  den  C64  ver-
ständliche Zahlen umwandelt, braucht man
nicht  extra  zu  kaufen.  Im  C64  sind
bereits vier dieser  Schaltungen  einge-
baut. Sie dienen im Normalfall  für  die
Paddles (=Drehregler). Dazu  dienen  die
Anschlüsse 5 und 9 der beiden  Joystick-
ports.                                  
Der  Wert  der   aufgeführten   Bauteile
beträgt etwa 10 Mark.  Umso  unverständ-
licher erschien uns  der  viel  zu  hoch
angesetzte Preis käuflicher Scanner:  Ab
300 Mark aufwärts!                      
Deswegen wollen wir Ihnen hier ein  paar
Anregungen  zum  Selbstbau  geben.  Eine
komplette Bauanleitung können wir  Ihnen
hier leider nicht geben; dafür sind  die
verschiedenen  Drucker  zu  unterschied-
lich. Mit etwas gutem Willen und Experi-
mentiergeist können Sie sich aber  einen
Scanner selbst bauen.                   
Im nun  folgenden  Bild  sehen  Sie  die
wichtigsten  Einzelteile  des  Scanners:
Den Fototransistor und  eine  Glühlampe.
Im unteren Teil des  Bildes  sind  beide
Bauteile auf  eine  Platine  gelötet  zu
sehen.                                  
Hier aber zunächst das Bild...          
MD8808-HARDWARE-2.6.koala.png
Den erwähnten Lichtleiter  gibt's  eben-
falls im  Bastelgeschäft.  Dieser  sieht
von außen aus  wie  ein  normales  Stück
Draht. Der Unterschied ist, daß sich  im
Innern der Isolierung kein Kupfer befin-
det, sondern eine  lichtleitende  Kunst-
stoffaser  von  circa  einem  Millimeter
Durchmesser.                            
Davon brauchen Sie etwa zwei Zentimeter.
Die Isolierung  mit  der  Lichtleitfaser
wird mit etwas Uhu plus auf  die  Spitze
des Fototransistors geklebt, was einiges
an Fingerspitzengefühl und Geduld erfor-
dert. Die Lichtleitfaser ist aber nötig,
damit  der  Fototransistor   ausreichend
kleine Flecken "sieht". Mit dem  Transi-
stor allein würde das Bild  zu  unscharf
werden.                                 
Die Lampe - eine handelsübliche Taschen-
lampenbirne, am besten  mit  sogenanntem
"Linsenkopf" -  wird  mit  zwei  Drähten
neben den Forotransistor auf  ein  Stück
Lochrasterplatine gelötet. Nun  brauchen
wir nur noch vier Leitungen an die  Pla-
tine zu löten und fertig ist der eigent-
liche Scanner. Zwei Drähte brauchen  wir
für die  Stromzufuhr  der  Lampe.  Diese
wird übrigens nicht durch  den  Computer
mit Strom versorgt. Da am Computer mini-
mal 5 Volt anliegen, unsere  Lampe  aber
nur etwa 3  Volt  braucht,  würde  diese
durchbrennen. Sie  wird  am  einfachsten
durch   eine    handelsübliche    3-Volt
Taschenlampenbatterie betrieben.        
Die zwei anderen Drähte  werden  an  den
Transistor gelötet. Einer an den  Emmit-
ter- und einer an den Collectoranschluß.
Das sind die beiden  äußeren  Anschlüsse
des Transistors. Der  mittlere  Anschluß
bleibt frei! Als Kennzeichnung  befindet
sich neben dem Emmitter eine kleine Nase
am Gehäuse.                             
Jetzt verkabeln Sie den Scanner  so  wie
es im folgenden Schaltbild gezeigt wird.
MD8808-HARDWARE-2.10.shematic1.png
Stecken Sie nun  die  Schaltung  an  den
Joystickport 1 und tippen  zunächst  das
folgelde kurze Testprogramm ein.        
10 A = 54297 : B = A + 1                
20 PRINT PEEK (A), PEEK (B)             
30 GOTO 20                              
Starten Sie das Programm mit RUN.       
Sie sehen jetzt zwei Zahlenreihen durch-
laufen. Eine dieser Reihen  weist  immer
die Zahl 255 auf. Das ist der Paddleein-
gang, der nicht angeschlossen  ist.  Die
andere Zahlenreihe kann alle Werte von 0
bis 255 annehmen. Wenn Sie nun die  Pla-
tine mit Lampe  und  Fototransistor  auf
verschiedene helle und dunkle Gegenstän-
de halten, können Sie anhand der  Zahlen
feststellen, ob ein "gesichtetes" Objekt
hell oder dunkel ist. Das  ist  ja  auch
der Sinn des Scanners.                  
Nun kommt noch ein schwieriger Teil: Die
Platine muß so auf dem  Druckkopf  befe-
stigt werden, daß das Ende des Lichtlei-
ters ungefähr zwei bis  drei  Millimeter
von der Druckerwalze entfernt ist.  Hier
ist nun wieder  Ihr  handwerkliches  Ge-
schick gefragt. Eine Standardlösung kön-
nen wir leider nicht geben. Bei  manchen
Druckern kann man den Druckkopf abziehen
- das ist die eleganteste  Lösung.  Aber
aufpassen, daß  die  empfindlichen  Lei-
tungen  am  Druckerkopf  keinen  Schaden
nehmen. Andere  Druckköpfe  weisen  Boh-
rungen auf, durch  die  man  eine  lange
Schraube stecken und so den Scanner  da-
ran befestigen kann. Geht das alles  bei
Ihrem Drucker nicht, so  hilft  meistens
eine individuelle Klemmvorrichtung.  Das
Farbband müssen Sie in jedem  Fall  ent-
fernen.                                 
Nach der Montage müssen  Sie  die  Lampe
noch so  zurechtbiegen,  daß ihr  Strahl
einen Lichtfleck an der Stelle  auf  das
Papier wirft, wo  auch  der  Lichtleiter
hinzeigt.                               
Der Scanner ist nun soweit  fertig.  Was
uns jetzt noch fehlt, ist ein geeignetes
Programm, das den Drucker ansteuert  und
die Daten vom Joystickport liest.       
Der Druckkopf muß jede Zeile ganz  abta-
sten. Dazu senden Sie  am  besten  einen
String zum Drucker, der als  erstes  und
als letztes Zeichen je einen Punkt  ent-
hält und dazwischen mit  78  Leerzeichen
aufgefüllt ist:                         
100 A$ = "."                            
110 FOR I = 1 TO 78                     
120 A$ = A$ + " "                       
130 NEXT I                              
140 :                                   
150 OPEN 4,4                            
160 PRINT#4,A$                          
Dadurch  wird  gewährleistet,  daß   der
Druckkopf wirklich die ganze  Zeile  ab-
fährt.                                  
Nach der Zeile 160 setzt sich der Druck-
kopf in Bewegung. Jetzt müssen  Sie  den
Controlport wie oben  erwähnt  abfragen,
und das so oft wie  möglich.  Die  abge-
fragten Werte  speichern  Sie  dabei  am
besten in einem  vorher  dimensionierten
Feld.                                   
Jetzt geht es ans  experimentieren.  Sie
müssen geeignete  Grenzen  ausprobieren,
an  denen  die  empfangenen  Werte   als
schwarze,  dunkelgraue,  hellgraue  oder
weiße Punkte interpretiert  werden.  Der
C64 kann ja im Grafikmodus nur vier Far-
ben darstellen, vom  Controlport  kommen
aber (schlimmstenfalls) Werte von 0  bis
255!                                    
Je nach  den  festgelegten  Grenzen  muß
dann ein bestimmter Grauton auf den Gra-
fikbildschirm gesetzt werden.           
Zu erwähnen sei noch, daß die  beschrie-
bene Technik wahrscheinlich nur in  Ver-
bindung mit  Maschinensprache  befriedi-
gend arbeitet. Der Controlport  kann  da
viel schneller abgefragt werden  als  in
Basic und eine  Grafikroutine  in  Basic
ist in Sachen Geschwindigkeit auch nicht
gerade das Gelbe vom Ei.  Aber  den  Ge-
schwindigkeitsmangel bei Basicprogrammen
kennt man ja  aus  allen  Bereichen  der
Programmierung...                       
Bleibt uns nur  noch,  Ihnen  viel  Spaß
beim eventuellen  Nachbau  zu  wünschen.
Schicken Sie uns doch  einmal  Ihre  ge-
scannten Bilder. Besonders gut gelungene
werden natürlich auf der Magic Disk ver-
öffentlicht!                            
Mit unserem  Selbstbauscanner  erzielten
wir übrigens Ergebnisse, die sich Quali-
tativ nicht von den Bildern eines  guten
Video-Digitalisierers unterschieden.    
Valid HTML 4.0 Transitional Valid CSS!