Wählscheibe ade! ‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾
Hurra, hurra, die Post ist da - ist der erste Gedanke, den man hat, wenn man seinen ersten eigenen Telefonanschluß in die Wohnung oder ins Zimmer gelegt bekommt. Doch der Frust kommt schnell, und zwar meistens mit der ersten Telefonrechnung! Nach einem derart ereignisreichen Start ins eigene Telefonleben fallen einem bald auch die Angebote vieler Firmen ins Auge, die damit werben, Ihnen das Telefonieren in jeglicher Hinsicht zu einem unbeschwerten Vergnügen zu machen. Ganz wesentliche Voraussetzung dazu scheint eine Wahlwiederholung und ein Nummernspeicher. Aber man muß ja nicht gleich in den Abgrund der Illegalität abrutschen, wenn man mehr will als das gute alte Telefon mit der zehnfach gelöcherten Wählscheibe. Die Post bietet gehobenen Komfort für gehobene Ansprüche, allerdings zu gehobenen Preisen! Ein Studium der Postprospekte über das Komforttelefon Alpha oder die Funktelefone (nach dem Motto: Je schwerer, desto Post) zieht als Folgeerscheinung meist ein Studium einschlägiger Elektronikkataloge nach sich und nach einem Preisvergleich zerfällt die Gruppe der Suchenden in zwei Lager: Die einen lassen alles, wie es ist, und die anderen erwerben ein 'Exportgerät' ohne Postzulassung. Wer erwischt wird, der zahlt eben, genau wie bei einer Geschwindigkeits- kontrolle. Aber erwischt werden die wenigsten! Sollten Sie also nun zufällig zu denjenigen gehören, die bereit sind, das prickelnde Risiko einzugehen, so bewaffnen Sie sich mit einem Schraubenzieher, stecken Sie den Lötkolben ein und überlegen Sie sich, warum Sie immer gerade dann diese Rubrik lesen, wenn der Elektronikhändler Ihres Vertrauens gerade geschlossen hat! Wir bauen heute einen programmierbaren Wählautomaten aus unserem C64! Was Sie brauchen, ist fast nichts: Ein Userport- stecker, ein kleines Relais für 5V, ein Transistor, ein Widerstand und etwas Kabel.
Es spielt keine Rolle, welchen der beiden Telefondrähte Sie unterbrechen. Sinnvollerweise wird man die Operation direkt an der Telefonsteckdose durchführen und nicht irgendwo mitten im Kabel, denn man tut sich sonst mit der Beseitigung etwas schwer, falls sich der Postbeamte doch einmal ankündigt. Wichtig ist aber, daß das Relais so angeschlossen wird, daß der Kontakt im Ruhezustand geschlossen ist und erst durch das Schalten des Relais geöffnet wird! Und nun zur Funktionsweise unserer kleinen Schaltung: Nachdem Sie alles wie beschrieben angeschlossen haben, stellen Sie das Telefon neben Ihren Computer und heben den Hörer ab. Hören Sie das Freizeichen? Wenn ja, dann haben Sie alles richtig gemacht und Ihr Computer ist ausgeschaltet. Wenn nicht, dann haben Sie auch alles richtig gemacht und Ihr Computer ist an, oder Sie haben etwas falschgemacht und der Einschaltzustand Ihres Computers spielt keine Rolle. Gehen wir davon aus, Sie haben keinen Bastelfehler gemacht, was bei dieser Schaltung durchaus zu erwarten ist, so schalten Sie nun den Computer ein. Das Freizeichen verstummt. Geben Sie folgende Befehle ein: POKE 56579,128:POKE 56577,0 Das Freizeichen sollte nun wieder zu hören sein. Jetzt wollen wir wählen, denn das ist der Sinn unserer Schaltung. Eine gewählte Zahl in der Telefonleitung ist nichts anderes als eine Folge schneller Spannungswechsel von 60 auf 0 Volt und dann wieder auf 60V. Die genauen Zeiten dieser Wechsel sind belanglos, sie müssen nur innerhalb bestimmter Grenzen liegen, damit sie erkannt werden. In älteren Telefonen hört man diese Wechsel beim Wählen als rattern oder ticken, wenn sich die Wählscheibe von der angewählten Zahl in die Ruheposition zurückdreht. Wir nehmen einfach an, daß wir einen funktionfähigen Wählimpuls erzeugt haben, wenn er für uns so klingt, wie ein echter Wählimpuls. Wichtig und leider unhörbar ist, daß die 60V-Anteile einer gewählten Zahl immer länger sind als die 0V-Anteile. Auch die Zeit zwischen den Zahlen darf nicht zu kurz sein! Alles in allem ein schwieriges Tüfteln, bei dem man schnell die verschiedensten Gesprächspartner am Apparat hat. Das alles wollen wir Ihnen ersparen. Deswegen haben wir eine Routine auf der Rückseite der Diskette untergebracht, die korrekt wählt und die Sie leicht in eigene Programme einbinden können. Die zu wählende Nummer steht dabei in A$ und kann auch Binde- oder Schrägstriche enthalten. Laden Sie nachher einmal "Teletest" und starten Sie das Programm. Geben Sie eine Telefonnummer ein und - wichtig - heben Sie das Telefon ab, bis Sie das Freizeichen hören. Dann drücken Sie RETURN. Nun wird Ihre Nummer gewählt. Die Routine startet bei Zeile 60000 und ist in BASIC geschrieben. Aus Erfahrung wissen wir, daß praktisch jeder Coputerbesitzer als eines der ersten eigenen Programme eine Adreßverwaltung schreibt. In diese läßt sich unsere Routine z.B. sehr leicht einbauen. Für alle, die mit der Schaltung gerne arbeiten würden, aber zu faul sind, sich ein eigenes Programm zu schreiben, haben wir eine Adreßverwaltung vorbereitet, die wir das nächste Mal veröffentlichen. Bis dahin viel Spaß beim Telefonieren...