HALLO -------
Aus unserer Leserpost wissen wir, daß
bei vielen der Wunsch besteht, besser
oder überhaupt programmieren zu können.
Ihre fehlenden Fähigkeiten auf diesem
Gebiet führen vor allem viele ältere
Leser auf ihre mangelnde Lernfähigkeit
zurück. Das ist jedoch nicht der einzige
Grund.
Als Vorbild gelten benutzerfreundliche
Utilities oder atemberaubende Demos, aber auch der Einfaltsreichtum der
Programmierer wird oft als etwas
Unerreichbares empfunden. Was die
meisten vergessen, während sie sich
selbst als lernfaul und fantasielos
unterbewerten, ist die Tatsache, daß man
den Umgang mit dem Computer nicht auf
die selbe Weise lernen kann, wie den
Umgang mit einer Stereoanlage oder mit
einem Auto.
Der erklärte Hobby-Computerbesitzer
setzt sich mal einen Sonntag lang an
sein Gerät und tippt hier und da etwas
von Zeitschriften ab ( außer er hat
unsere) . Dann liest er auch fachkundig
die Beschreibung zum Programm und erfährt so über dessen Funktionsweise.
" Mann, da wär' ich nie draufgekommen. . ." geht es ihm dann durch den Kopf. Wieder
ist ein Vorbild entstanden, vor dem man
sich verneigt. Doch halt! Wieso sind
manche gute Programmierer und andere
nicht? Der ganz wesentliche Unterschied
liegt, glaube ich, in der Art des
Erlernens. Der oben beschriebene Sonntag
ist in keiner Weise dazu geeignet, seinen Computer besser kennenzulernen.
Man kann sich nicht vornehmen, jetzt
etwas zu lernen und morgen nicht, sondern erst wieder in einer Woche.
Merkfähigkeit und Begeisterung folgen
nicht den von den Menschen erfundenen
Wochentagen, sie kommen und gehen nach
einem eigenen Rythmus. Junge Menschen haben öfter Gelegenheit, diesem Rythmus
nachzugeben. Daher auch ihre Möglichkeit, die Materie intensiver kennenzulernen.
Ein gutes Beispiel ist die typische
Computernacht: Ein stiller, halbdunkler
Raum, zwei Flaschen Cola, ein Berg Chips
und vielleicht ein voller Aschenbecher, je nach Bedarf ( bei größeren Projekten
würde ich vom Rauchen abraten, denn
Rauchen verkürzt das Leben und damit
auch die Freizeit), die Luft zum
Schneiden dick. Ein hohläugiger, blasser
Junge sitzt vor dem Computer und denkt
nach - Stunde um Stunde. Am nächsten Tag
wird er seine neuesten Ideen und
Programme mit Freunden besprechen und
verbessern, wahrscheinlich wieder in der
Nacht. So geht es Tag um Tag, Monat um
Monat, Jahr um Jahr.
Kein Wunder, daß die fertigen Produkte
eine andere Qualität aufweisen als die
ersten Versuche der Sonntags-Hobbisten.
Software heißt Nachtschicht ohne
Überstundengeld, der Lohn ist die
Zufriedenheit, es einmal mehr geschafft
zu haben, wenn der Programmierer morgens
um fünf erledigt in die Kissen sinkt.
A.Wiederhold Redaktionsleitung