Cylogic Anders als bei den zwei anderen, eher actionlastigen Spielen auf der MD 4/91 handelt es sich bei Cylogic um ein unge- mein fesselndes Geschicklichkeits- und Knobelspiel, bei dem neben einer ruhigen Hand auch eine rasche Kombinationsgabe gefragt ist. Der Dauerfeuerschalter ist bei diesem Spiel von Double Density so überflüssig wie ein Loch in der Wohn- zimmerdecke. Cylogic gliedert sich in zwei eigenstän- dige, voneinander völlig unabhängige Spielbereiche, die sinnigerweise mit Ga- me 1 und Game 2 betitelt wurden und die ich im folgenden nacheinander vorstel- len werde. Die beiden Bereiche lassen sich übrigens bequem mittels Joystick anwählen. Zunächst also zum Game 1. Hier drängen sich beim ersten Blick gewisse Paralle- len zum Spielhallenrenner "Tetris" auf. Wie bei Tetris ist auch bei Cylogic der Bildschirm in zwei Teile gesplittet und man muß Spielsteine, welche vom oberen Bildschirmrand nach unten fallen, ge- schickt auf den jeweils richtigen Platz bugsieren. Bei Cylogic muß der Spieler jedoch weder gegen einen Mitspieler, noch gegen einen imaginären Computergeg- ner antreten sondern eine bereits fest vorgegebene Steinanordnung nachbauen. Dazu nun genaueres. Wie schon erwähnt, ist der Bildschirm senkrecht in zwei Hälften geteilt - wobei die rechte Hälf- te die jeweils nachzubauende Steinanord- nung aufzeigt, die dann auf der linken Bildschirmhälfte detailgetreu nachge- baut werden muß. Die Schwierigkeit be- steht nun darin, den gemeinerweise ziem- lich rasch fallenden Steinen ihren Platz zuzuweisen, bevor sie irgendwo anders aufschlagen. Sollte das passieren, wird dem Spieler eines von fünf Leben abgezo- gen. Dazu müssen die Steine nicht unbe- dingt am Boden aufkommen - es genügt, sie auf irgendeiner waagerechten Fläche (Absatz etc...) landen zu lassen. Gesteuert werden die Steine - wie nicht- anders zu erwarten - per Joystick. Sobald der Spieler die Steinanordnung komplettiert hat, wird in Windeseile der nächste Level nachgeladen. Soviel zur Spielstufe NORMAL - bei der Stufe EXTRA darf der Spieler die in ge- wohnter Manier herabfallenden Zahlen- steine nach einem wiederum auf der rech- ten Bildschirmseite vorgegebenen Muster aufschlichten. Besonders hier macht sich die extrem sensibel auf Joystickbewegun- gen reagierende Steuerung bemerkbar. Um nicht den schnellen Bildschirmtod zu sterben, muß die Steuerung der Steine sehr präzise und ruhig erfolgen - doch auch hier macht die Übung den Meister. Bei besonders zittrigen Zeitgenossen dürfte sich auf Dauer ein gewisser Spielverdruß einstellen; jedoch auch ih- nen kann geholfen werden. Der Program- mierer Hakan Akbijik hat dem Spiel näm- lich noch einen Editor-Modus spendiert. In diesem kann sich jeder nach Herzens- lust und Gutdünken eigene Levels erstel- len, abspeichern und sich in diesen ganz persönlichen Levels austoben. Ebenso wie beim ersten Spiel wurde auch beim Game 2 der Bildschirm vertikal auf- geteilt. Die rechte Hälfte stellt wie- derum die Vorgabe dar, der auf der lin- ken Seite nachgeeifert werden muß. Doch anders als im Game 1 wird der Spieler hier nicht von rasch fallenden Spiel- steinen, sondern von einem dreiminütigen Zeitlimit zur Eile getrieben. Spielidee ist, das Zahlenmuster der rechten auf die linke Bildschirmhälfte zu übertragen. Der Spieler steuert ein Quadrat auf der linken Bildschirmseite, mit dem auf der rechten Seite ein zwei- tes Quadrat deckungsgleich "mitläuft". Dies dient der besseren Orientierung und ermöglicht es dem Spieler, sein Quadrat exakt zu positionieren - was genau kann er aber damit anfangen? Wenn der Spieler den Feuerknopf drückt, setzt er einen Stein mit dem Wert eins (im folgenden werde ich der Einfachkeit halber nur sagen: er setzt eine Eins) auf das Feld, auf dem sein Quadrat gera- de steht. Rechtsseitig befinden sich je- doch nicht nur Einsen, sondern auch hö- herwertige Zahlen wie Zwei, Drei..... (Habt Ihr im Ernst geglaubt, dieses Game hätte keinen Haken?) Dieses Problem läßt sich jedoch relativ einfach lösen. Der Spieler kann nämlich, indem er eine Eins auf das freie Feld neben der bereits vorhandenen plaziert, die erste Setzung um den Wert eins er- höhen - sofern einer der beiden kleinen Pfeile im Quadrat auf den zu erhöhenden Stein zeigt, die Pfeilachse also auf ihn ausgerichtet ist. Im Klartext: Wenn auf einer waagereach- ten Zeile ein Stein unmittelbar zwischen zwei bereits vorhandene gesetzt wird, erhöht sich deren Wert nur um jeweils eins, wenn die kleinen Pfeile nach links bzw. rechts zeigen. Umschalten lassen sie sich durch die Cursortasten, sie än- dern dann ihre Ausrichtung von horizon- tal nach vertikal und ungekehrt. Wenn die kleinen Pfeile nicht in Rich- tung des Nachbarsteines ausgerichtet sind, wird nur eine Eins gesetzt ohne Auswirkungen auf den Nachbarstein. Der Knackpunkt bei diesem Spiel ist, sich nicht übereilt in eine setzerische Sackgasse zu begeben. Jede Setzung soll- te genau überdacht werden. Auf einen be- reits gesetzten Stein kann nicht "aufge- baut" werden, indem man einfach nochmal auf ihn draufsetzt, ebenso sind einmal vorgenommene Setzungen irreversibel! Auch können Erhöhungen nur von unberühr- ten Nachbarfeldern - und zwar nur senk- bzw. waagerechten, nicht diagonalen - aus vorgenommen werden. Man neigt leider auch dazu, gewisse Steine aufgrund von unüberlegten Setzungen ungewollt über- zubewerten und damit das Spiel zu ver- lieren. Derart zur Vorsicht getrieben und mit Überlegen beschäftigt, gerät das Zeit- limit leicht in Vergessenheit. Die gan- ze Aktion muß in drei Minuten abge- schlossen sein!!!! Eine solch unvermutete GAME OVER-Meldung trifft einen umso härter, je näher man der Lösung des Problems bereits war (Ich spreche aus Erfahrung). Ein kleiner Tip: Wenn's am Anfang nicht so klappt, wie es sollte, hilft es, sich die Vorgabe auf ein Blatt Papier abzukupfern und erst 'mal in aller Ruhe zu Überlegen. Im übrigen ist das Spiel gar nicht so kompliziert, wie es sich nach dieser monströsen Anleitung vermuten ließe. Wie das Game 1 verfügt auch das Game 2 sowohl über einen EXTRA- als auch einen EDITORMODUS. Alles in allem halte ich die beiden Spiele für überaus gelungen, was die Idee und Ausführung betrifft. Sage und schreibe v i e r z i g verschiedene Le- vel garantieren Abwechsung und ultrakur- ze Nachladezeiten lassen selbst bei fuß- kranken Diskettenlaufwerken keine "Lade- langeweile" aufkommen. Mit einem Druck auf die F1-Taste kann übrigens jederzeit der Highscore inspi- ziert werden. Meines Erachtens ist Hakan Akbijik mit Cylocic ein großer Wurf gelungen. Durch die gekonnte Kombination von Geschicklichkeits- und Kniffelspiel, die mit durchwegs ansprechender Grafik aus- gestattet wurde, ist Cylogic zu einem meiner Lieblingsspiele auf dem C64 avanciert. Ich denke, Euch wird es ge- nauso gehen.
(TK)