Musikkurs Teil IV : Arrangieren I Nachdem wir unsere Soundkurse beendet haben, werden wir uns nun etwas der Geschichte der Musik zuwenden. Sie werden etwas über die Melodie, über das Arrangieren und Komponieren von Musik erfahren und sicherlich das ein oder andere interessante Gebiet aus der klassischen Musik kennenlernen. Wenn man wie wir einen Auftrag bekommt, einen Musikkurs zu schreiben, dann gibt es immer Probleme mit der Thematik. Wir wollen möglichst versuchen, den Kurs so interessant wie möglich zu gestallten, um auch den groessten Lerneffekt zu er- zielen. Alles Wissen über die Kunst der Musik ist auch uns nicht in den Schoß gefallen, so daß auch wir das eine oder andere Lexikon durchwälzen mußten, um an die gewünschte Information zu kommen. Wir hoffen jedoch, das Richtige für Sie ausgesucht zu haben, und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen des Kurses.
Etwas über die Musik ! ----------------------
Dichter und Denker haben schon damals die Musik eine Rechtfertigung des Lebens und einen tiefen Trost genannt. Man sagte, die Welt verbrauche und erneuere sich - Musik allein sei unvergänglich, unsterblich. Ob dieses auf die heutige Art der Musik zutrifft sei einmal dahin- gestellt, jedoch wird jeder Kunstkenner von Ihnen dieses bestätigen. Der Begriff 'Musik' ist zudem heutzutage sehr breit gefächert. Dem Klassiker werden bei jedem Pop-Lied sicherlich die Haare zu Berge stehen, und der Pop-Musik Fan würde wahrschein- lich klassische Musik als sehr lang- weilig empfinden. Da es aber keine 'Mu- sik an sich gibt, da alle von außen an unser Ohr dringenden Klänge erst durch die Gabe unserer 'Tonvorstellung' ge- siebt werden müssen, um sich unserem Geistes- und Seelenleben assimilieren zu können, so möchten wir soweit gehen und sagen, daß es unmöglich ist, zwischen Musik und Musik zu unter- scheiden, denn der persöhnlich Geschmack ist so individuell wie die Musik selbst. In der heutigen Zeit ist der unmittel- bare Zugang vom Hörer zum großen Kunst- werk selbst, durch die Industrie, immer schwieriger geworden. Das 'Selbstmusizieren' im 19. und frühen 20. Jahrhundert, der Ehrgeiz jeder bür- gerlichen Familie wurde mehr und mehr durch die Schallplatte und den Rundfunk verdrängt. Gerade diese Tatsache sollte Sie dazu ermutigen, sich selbst der Musik ein wenig zu widmen, und sei es auch nur auf Ihrem Heimcomputer. Vieleicht noch etwas um Ihnen die Angst zu nehmen: Der Mensch hört Musik bekanntlich auf zweierlei Weise: Mit dem Sinnesorgan des Ohrs und mit dem inneren Gehör. Vom letzterem war bereits die Rede im Zusammenhang mit dem Phänomen der Ton- vorstellung und der Gabe der musika- lischen Erfindung, des Einfalls und der Inspiration. Von der Begabung ein- mal abgesehen, wird aber jeder von Ihnen etwas musikalisches zustande bringen können. Wie Sie ja wissen, läßt sich über Geschmack streiten. Also haben Sie keine Angst, daß niemand Ihre Musik hören möchte, bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen ! Neben der Melodie, die sicherlich das Wichtigste an einem Musikstück ist, gibt es aber auch noch andere Punkte, die eine Musik zu einer 'Musik' machen können. Folgende Punkte wären:
1.Akkordfolgen 2.Die Harmonie eines Stückes 3.Struktur oder Aufbau 4.Rhythmik 5.Bass-Sequenzen
Wir wollen jetzt nicht jeden Punkt Seitenlang durchkauen, sondern vielmehr versuchen, durch kleine Beispiele die wesentlichen Punkte verständlicher zu machen. Das eigentliche Komponieren müssen, und wollen, Sie sicherlich alleine machen. Wenn wir jetzt über die einzelnen Punkte reden, dann wird es warscheinlich un- möglich sein, den angesprochenen Punkt allein mit Worten zu beschreiben, des- halb sind auf der Diskette Beispiele zu einzelnen Punkten abgespeichert, die Sie in den Editor laden, und abspielen lassen können. Dennoch werden Sie durch alleiniges an- hören der Demobeispiele auch nicht weiterkommen, also hierzu jetzt ein paar Fakten. 1.Akkorde Akkorde im üblichen Sinne sind hiermit eigentlich nicht gemeint, sondern viel- mehr sogenannte 'Arpeggien', dieses sind sehr schnell hintereinander gespielte Noten. Ein normaler Akkord wird meistens aus drei Noten zusammengesetzt, die z.B auf einen Klavier zeitgleich gespielt werden. Diesen dafür typischen Klang- charakter nennt man Akkord. Auf die Akkordlehre möchte ich hier jedoch nicht näher eingehen, da dieses, wenn man es ausführlich dokumentieren sollte, den Rahmen sprengen würde. Da wie gesagt ein Akkord aus mindestens drei verschiedenen Noten besteht, kann man mit dem C-64 keinen richtigen Akkorde spielen, es sei denn, Sie ver- brauchen dafür alle drei Stimmen. Dieses sollten Sie jedoch sparsam einsetzen, und ist vielmehr für Openings geeignet. Um jedoch trotzdem Akkorde spielen zu können, bedient man sich auf dem C-64 eines einfachen Trickes, und zwar werden die Akkord-Noten in einer Tabelle ange- geben, die dann durch eine spezielle Routine, bei Anschlag einer Note, hintereinander durchgespielt wird. Um einen akkordähnlichen Effekt zu erzie- len, geschieht dieses sehr schnell, und ist daher nicht zu vergleichen mit ein- fachem Durchspielen von einer Noten- folge. Im Editor sind verschiedene Tabellen vorhanden. Sie brauchen sich aber nicht auf diese zu beschränken. Die Arpeggio-Tabelle ist folgendermaßen aufgebaut: Der erste Wert ganz links bestimmt die Anzahl der Notenwerte, die durchgespielt werden sollen. $00-$0F (0-16) Die restlichen Werte sind ADC-Werte. Diese Werte werden hintereinander auf die von Ihnen gespielte Note addiert. $0C (12) bedeutet nichts anderes als gespielte Note + eine Oktave (Eine Oktave besteht ja bekanntlich aus zwölf Halbtönen $0c(12).
$00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00 $00
Beispiel : xx = nicht benutzt
$03 $00 $0c $04 $07 $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx $xx
Hier werden jetzt vier ! Werte hinter- einander abgespielt. Dieses ist ein Dur- Akkord. Gespielt werden hier die Noten
Ausgangs Note : z.B C-2 und C-3 E-2 G-2 Nämlich C-2 +(12= c-3) +(4=E-2) usw.
Sie können also nach belieben Akkorde in den Tabellen zusammenstellen. Natürlich ergeben auch andere Werte positive Klänge, welches Sie sich beim Erstellen von Soundeffekten zugute kommen lassen können, doch dazu später mehr. Zur Harmonie eines Stückes läßt sich nicht sehr viel sagen. Eigentlich dürfte jedem von Ihnen wohl klar sein, was damit gemeint war . Wenn Sie zum Beispiel einen Kuchen backen wollen, können Sie die Zutaten auch nicht wahllos zusammenstellen. Ein bestimmtes Grundrezept muß man schon verfolgen, damit der Kuchen, oder in unserem Falle das Musikstück, schmackhaft wird. Der Aufbau eines Musikstückes unterliegt auch keinen besonderen Regeln, jedoch sollte eine klare Linie im Aufbau er- kennbar sein. Viele Musiker haben im Laufe der Zeit ein Gefühl dafür ent- wickelt, welches Sie sich als Anfänger erst einmal aneignen müssen. Wir werden Ihnen in der nächsten Ausgabe die wesentlichen Punkte des Arrangements mit ein paar Beispielen näher bringen, so daß es für Sie nicht schwer sein wird, eigene Musikstücke nach diesem Grundprinzip aufzubauen. Je nachdem, welche Art von Musikrichtung Sie bevorzugen, kommen noch Bass-Sequen- zen zu einem Musikstück. Bassläufe sind ein sehr umfabgreiches Thema, genaue Anleitungen, wie man einen Basslauf anzulegen hat, kann man eigentlich gar nicht geben, jedoch können Sie einige Fehler vermeiden, damit aus Ihrem Basslauf auch ein Basslauf wird, und nicht eine Melodie. Sie sollten stets vermeiden, bei einem Basslauf zu große Oktavensprünge zu benutzen. Sicherlich kann man dieses tun, jedoch gehört schon einige Er- fahrung dazu, um letztendlich nicht den Eindruck zu erwecken, zwei verschiedene Melodien würden übereinander laufen. Dieses würde jeden Zuhörer irritieren und schließlich würde niemand mehr wissen, was da jetzt eigentlich läuft. Diverse Bassounds haben Sie sicherlich schon kreiert, also sollten Sie diese auch ausschließlich als solche benutzen, um Ihren Bässen den nötigen Druck zu verleihen. Zum Abschluss werden wir Ihen noch die diversen Tabellen des Editors erklären, damit Sie dann beim nächsten mal endlich richtig loslegen können.
Die Pulsesweep Tabelle ! ------------------------
Wie der Pulsesweep angewählt wird, haben wir ja bereits erläutert, die Pulse- sweep Tabelle an sich wird Ihnen aber noch unbekannt sein. Eine Pulssweep Tabelle besteht aus 8 (Acht) Werten (Bytes). Diese 8 Bytes haben nun folgende Funktion: DEMOTABELLE : Pulsesweep !
1-4 : $03 $06 $03 $06 5-8 : $09 $20 $40 $60
Die ersten beiden Bytes in der Tabelle bestimmen das Spektrum des $D403 Registers (PULSEHIGH WERT !!) Hier können Sie Werte zwischen $00 und $0F eintragen. Höhere Werte als $0F haben keinen Einfluss !! Die Bytes 3,4 und 5 sind Zähler, und zwar bestimmen sie, wie oft die Werte 6, 7 und 8 zu dem Register $D402 (PULSELOW WERT !!) addiert werden sollen. Werte über $80 sind negativ. In diesem Fall wird Byte 6 drei mal auf $D402 addiert, Byte 7 dann sechs mal und Byte 8 schließlich neunmal. Nachdem die Pulsesweep Tabelle durch- laufen ist, wird mit dem Wert in Pulse- fx des angewählten Sounds weiterge- sweept. DEMOTABELLE : Filtertabelle. Die Filtertabelle besteht ebenfalls aus 8 Bytes, welche hier aber anders agieren.
1-4 : $30 $F0 $80 $80 5-8 : $00 $00 $00 $00
Byte 1 und 2 stellen hier das Filter- spektrum dar. Das heißt, den Bereich, in dem $D416 gefiltert wird. Byte 3 bestimmt die Anzahl der Wieder- holungen der Addition. Byte 4 ist ein Options Byte. Die $80 in diesem Register sorgt dafür, daß der Filter permanent gesweept wird. Andere Möglichkeiten wären noch. $40 / $20 / $10 oder $00... Probieren Sie doch einmal aus !!! Die Bytes 5-8 sind die ADC bzw. die SBC Werte, die vom aktuellen $D416 Wert abgezogen werden. Auch hier kann ich nur raten, ausprobieren und nochmals aus- probieren. So bekommen Sie am besten einen Überblick über die Möglichkeiten des Filterns. Zum Schluss noch einmal zu den Drum- tabellen. Lange Jahre war es auf dem C-64 ja nicht möglich, realistische Drums zu erzeugen. Dieses lag sicherlich nicht an der Hardware, sondern es fehlte einfach an der nötigen Software, die realistische Drums erzeugen konnte. Wer dann letztendlich diesen genialen Weg zum erzeugen von Drums gefunden hat, weiß heute wohl fast jeder eingefleisch- te Musiker auf dem C-64. Doch das wollen wir hier ja nicht diskutieren. Im Laufe der Zeit wurden diverse Drumroutinen immer weiter entwickelt, so das sie uns heute ein gewaltiges Klangspektrum ermöglichen. Sie können mit der Drumroutine des Compotech Editors JEDEN aktuellen Drum- sound erzeugen und zusätzlich vieleicht neue Klänge schaffen. Kommen wir nun zum Aufbau der Tabelle.
DENMOTABELLE : Drumtabelle (Basedrum) 1: 2: 3: 4: $0C $81 $3F $41 $0A $41 $09 $81 $3F 5: 6: 7: 8: $41 $08 $41 $07 $41 $06 $41 $05 9: A: B: C: $41 $04 $41 $03 $41 $02 $41 $00
$0C = Anzahl der Werte die bearbeitet werden sollen. Hierbei zählt jeder zweite Wert ! Die Tabelle ist immer in zweier Schritten aufgebaut, wobei das erste der beiden Bytes eine Wellenform repräsentiert, und das zweite eine dazu spielende Tonhöhe. Diese kann auch zur aktuellen Note addiert werden, indem Sie das dazugehörige Bit im Sound setzen. In der Wahl der Wellenform sind eigent- lich keine Grenzen gesetzt, Sie können hier nur herumexperimentieren, oder die internen Drumtabellen benutzen. Somit wären wir mal wieder am Ende dieser Ausgabe. In der nächsten Ausgabe geht es ausschließlich um das Kompo- nieren. Sie werden wieder einige Demo- dateien auf der Diskette finden, die Ihnen den Weg zum ersten eigenen Musik- stück erleichtern sollen. Wir hoffen auch diesmal, daß es Ihnen gefallen hat, und würden uns freuen, Sie beim nächsten Mal wieder anzutreffen. (xap/wk)